21. Mai 2019

Tabletbasierte Diagnostik

Das ist Donald, ein 60-jähriger Mann. Er hat den Eindruck, dass seine kognitiven Fähigkeiten nachlassen. Er möchte eine Untersuchung im örtlichen Geriatrischen Zentrum durchführen lassen.
Der Arzt, Dr. Bob, stoppt die Zeit …
… und macht Notizen.
Er führt den „Montreal Cognitive Assessment Test“ (MoCA) durch – einen gängigen Paper-Pencil-Test, um neuropsychiatrische Erkrankungen wie etwa Demenz zu erkennen.
Der Arzt muss den Test manuell auswerten.
Donalds Ergebnis ist negativ. Wie es scheint, hat er kein erhöhtes Risiko.
Dr. Bob muss den Test einscannen …
… und die Testergebnisse in den Computer eingeben, um Donalds Akte anzulegen.
5 Jahre später …
… kommt Donald nochmals zum Arzt, da er und seine Verwandten den Eindruck haben, dass sich seine kognitive Leistung weiter verschlechtert hat. 
Dr. Bob führt erneut den MoCA-Test mit Donald durch.
Diesmal sind die Ergebnisse positiv – Donald wird Demenz diagnostiziert. 5 Jahre später, als seine subjektive Einschätzung gezeigt hatte.
Ein etwas anderes Szenario:
Stellen wir uns vor, Donald hätte den MoCA-Test vor 5 Jahren nicht mit Stift und Papier, sondern auf dem Tablet durchgeführt.
Mit moderner digitaler Technologie wie Tablets und Digitizer-Pens können mehr Daten erhoben werden.
Diese zusätzlich erhobenen Parameter beinhalten zum Beispiel Bewegungsabfolgen, Druckstärke beim Schreiben und Zeichnen und die Zeit, die Proband*innen brauchen, bis sie die Anweisung ausführen. Manche Daten werden durch den Digitizer-Pen schon gesammelt, wenn der Stift noch über dem Bildschirm schwebt.
Mit diesen zusätzlichen Daten kann, das hat die Forschung gezeigt, ein Zustand diagnostiziert werden, der sich „Mild Cognitive Impairment“ genannt wird, obwohl der Paper-and-Pencil-Test negativ ausfällt.
Durch den automatischen Auswertungsprozess spart der Testleiter Zeit und Ressourcen.
Alle Daten werden automatisch an die digitale Patientenakte gesendet. Dr. Bob muss keine Dokumente einscannen oder Testergebnisse eintippen.
Aufgrund der frühen MCI-Diagnose kann Donald die richtige Behandlung starten. Im Moment gibt es noch keine anerkannten und in Deutschland zugelassenen Medikamente für die Behandlung. Dies wird sich aber in ein paar Jahren ändern, wie auch die vorläufige Zulassung von Antikörper-Medikamenten in den USA zeigt. Zusätzlich kommen andere therapeutische Konzepte auf, für deren Entwicklung sehr frühe Diagnosen wichtig sind, da die Behandlung in einem frühen Stadium beginnen muss.
Dank der frühen Intervention können sich Donald und seine Angehörigen informieren und auf die Erkrankung einstellen. Donalds Lebensqualität kann länger aufrechterhalten werden.